Tag des Antifaschismus

22. Juni 2022

Tag der Erinnerung und Mahnung“ / TdM

Am 9. September 1945, dem zweiten Sonntag des Monats, trafen sich überall in Deutschland Überlebende der Konzentrationslager und Zuchthäuser, Widerstandskämpfer*innen und Antifaschist*innen zu antifaschistischen Kundgebungen und Demonstrationen – in Berlin liefen aus sämtlichen Bezirken über 100.000 Menschen in einem Sternmarsch nach Neukölln und trafen sich dort auf der Werner Seelenbinder Kampfbahn. Ihr Motto: „Die Toten mahnen die Lebenden“. Ihr Anliegen war ein demokratisches, antifaschistisches Deutschland. In den folgenden Jahren sollte der zweite Sonntag im September als Tag der Erinnerung und Mahnung (TdM) ein regelmäßiger Gedenktag werden.

Aktionstag gegen Rassismus, Neonazismus und Krieg“

Gleichzeitig zogen insbesondere in der BRD alte Nazis wieder auf entscheidenden Posten in den Staatsapparat ein. Nach 1990 wurde der TdM in Berlin um den Zusatz „Aktionstag gegen Rassismus, Neonazismus und Krieg“ erweitert. Die Berliner VVN-BdA übernahm maßgeblich die Organisation des TdM in diesen Jahren. An unterschiedlichen Orten und mit verschiedenen Formaten war die Berliner VVN-BdA gemeinsam mit vielfältigen anderen Organisationen am zweiten Sonntag im September in der Stadt präsent – sogar während der Coronapandemie.

Laut Olaf Scholz befindet sich Deutschland; ja befinden sich Europa und die ganze Welt in einer „Zeitenwende“. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine wird zum Freifahrtsschein für weitere maßlose Aufrüstungsprogramme und Militarisierung. Dabei befindet sich der gesamte Globus seit über 10 Jahren in einer ungebrochenen Aufrüstungsspirale, deren Ergebnis überall soziale und ökologische Verelendung sind und an dessen Ende die allseits geführten Kriege stehen. Kriege sind per sé regressiv und antiaufklärerisch, ihre ersten Opfer sind die Schwachen der Gesellschaft (Frauen, Kinder, marginalisierte und diskriminierte Gruppen wie Homosexuelle, Jüdinnen und Juden, sogenannten Asoziale). Diese Entwicklungen laufen gerade im Zeitraffer in der russischen und auch ukrainischen Gesellschaft ab. Aber auch in Deutschland kommen diese strukturellen Diskrimierungen wieder verstärkt zum Tragen. Zwar waren die institutionalisierten Ausgrenzungsmechanismen auch in Deutschland nie gänzlich verschwunden und weisen maßgebliche Kontinuitäten zum 3. Reich auf, aber für einen kurzen Zeitraum lagen diese Gruppen nicht im öffentlichen Fokus. Jetzt mit dem anwachsenden Militarismus und Bellizismus wendet sich das Blatt wieder zu Ungunsten einer freien Gesellschaft. Dagegen gilt es sich zu organisieren.

Antifaschismus – Menschlichkeit in Aktion“

Plakat des TdM 1990 Antifaschismus ist Menschlichkeit in Aktion

Schon im Sommer 1990 rief der BdA mit über 30 Organisationen aus Ost- und
Westberlin dazu auf, am 9. September, dem zweiten Sonntag im September,
unter dem Motto „Antifaschismus – Menschlichkeit in Aktion“ den „Tag der
Erinnerung, Mahnung und Begegnung für die Opfer des Nationalsozialismus“
zu begehen

Seit dem ersten Tag der Mahnung und Erinnerung ist klar, dass Antifaschismus als gesamtgesellschaftliches Thema sämtliche Lebensbereiche berührt. Faschistische Brandanschläge und Mordtaten, antisemitische Verschwörungsmythen, Rassismus, Sexismus, aber auch Diskriminierung auf Grund der sozioökonomischen Stellung sind um uns herum dauerhaft präsent. Unterschiedliche Organisationen, Gruppen und Initiativen kämpfen in Berlin mit diversen Mitteln gegen solche Einstellungen in der Bevölkerung oder staatliche Diskriminierung. Antifaschismus als Idee einer diskriminierungsfreien Gesellschaft ist die gemeinsame Basis dessen, auch wenn sich die Deutung im konkreten unterscheiden kann.

Tag des Antifaschismus“

Wir wollen deshalb den TdM als Tag des Antifaschimus (TdA) neu, umfassender und inklusiver gestalten. Wir rufen dazu auf, mit uns zusammen die Kämpfe gegen soziale Ungerechtigkeit, für eine friedliche Welt ohne Rassismus, Antisemitismus, Sexismus am 11. September und den Tagen davor in der Stadt sichtbar zu machen. Lasst uns gemeinsam Veranstaltungen im Vorfeld und am Tag selbst bei einem großen Straßenfest in einem gemeinsamen Setting organisieren, dass deutlich macht, dass unsere Kämpfe Teil eines Ganzen sind.

Sprecht uns mit euren Ideen an und/oder kommt zu unserem Treffen immer Montags um 18:30, Ort bitte anfragen.

Kontakt: TdM_Berlin@vvn-bda.de